Stadtmuseum: Objekt des Monats Juli 2025

Das Geschirr aus der Kaserne ist mit den sogenannten Siegrunen der SS bedruckt. 

Im Fenster des Stadtmuseums Radolfzell ist im Juli Geschirr aus der SS-Kaserne zu sehen. NS-Bürgermeister Eugen Speer überzeugte den NSDAP-Gemeinderat vom Kasernenbau, indem er langfristige wirtschaftliche Vorteile für die Region versprach. Die Stadt überließ 55 Hektar Fläche kostenlos dem Staat, übernahm den Bau und trug einen Anteil der Baukosten.


1937 zog das 3. Bataillon der SS-Verfügungstruppe der Standarte „Germania“ mit 788 Männern und 39 Pferden in die Kaserne ein. Die in Radolfzell stationierten SS-Verbände brachten Terror und Zerstörung in die Region. Neben der Beteiligung an der Reichspogromnacht im November 1938 und der Deportation der jüdischen Einwohner des Landkreises im Oktober 1940 begingen Radolfzeller SS-Angehörige in den letzten Kriegstagen eine Reihe von Kriegsverbrechen. Sie töteten fünf französische Armeeangehörige sowie 16 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Stockach und erhängten den stellvertretenden Singener Bürgermeister, weil er über eine friedliche Übergabe der Stadt verhandelt hatte.


Die französischen Streitkräfte, die ab dem 25. April 1945 Radolfzell besetzten, zogen erst Anfang Mai in die Kaserne ein, da sie Angst vor Sprengfallen hatten. Die Zwischenzeit nutzte die Bevölkerung, um die Bestände der Kaserne zu plündern. Geschirr aus der Kaserne fand sich daher in vielen Radolfzeller Haushalten.


Mehr Informationen über die SS-Kaserne in Radolfzell finden Sie in der Sonderausstellung „Diktatur. Krieg. Und danach. Radolfzell 1933 – 1948“. 

 

© Stadtverwaltung Radolfzell