Ein Brakteat – sicherlich wissen nur Fachleute spontan, was ein Brakteat ist. Ein besonderes Exemplar, der Radolfzell Brakteat ist im Stadtmuseum Radolfzell, im Raum: Radolfzell im Mittelalter, Erkerzimmer, 1. OG zu sehen. Er wurde im Jahr 1990 - aus Mitteln des Förderverein Museum und Stadtgeschichte Radolfzell e.V. - erworben und als Dauerleihgabe an das Museum übergeben.

Der Prakteat - stark vergrößert

Die Abtei Reichenau war seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert im Besitz des Münzrechts, doch machte sie wahrscheinlich erst im 12. Jahrhundert davon Gebrauch. Die Münzstätte dürfte sich von Beginn an im Marktort Radolfzell befunden haben.

Zwischen etwa 1180 und 1240 beteiligte sich die Abtei Reichenau an der Prägung des sogenannten Bodenseebrakteaten (zu lateinisch bractea: Blech). Das waren einseitige Silberpfennige, die nach den Vorgaben der bischöflichen Konstanzer Münzstätte im ganzen Bodenseeraum und in Oberschwaben geprägt wurden. Sie wiegen knapp ein halbes Gramm und zeigen das Wahrzeichen ihrer Münzherrschaft in einem Wulstring und einem Perlrand. Auf den Reichenauer Pfennigen sind meistens zwei waagerecht gegeneinander schwimmende Fische abgebildet.

Im 15. Jahrhundert waren die Böhmischen Groschen in Süddeutschland sehr gebräuchlich. Weil ihr Silbergehalt mehrfach herabgesetzt wurde, prüften die betroffenen Münzstätten die Groschen und markierten die vollwertigen Exemplare mit Gegenstempeln. In Radolfzell wurde das Stadtwappen mit dem Löwen und dem halben Kreuz in die Groschen geschlagen. Als Abt Johann Pfuser die Reichenauer Ökonomie reformierte, ließ er 1473 das Münzrecht erneuern. Die zeitweilig an die Stadt Radolfzell verpachtete Münzstätte sollte Heller, Pfennige, Dreier und Schillinge im Wert der städtischen Konstanzer Währung herstellen. Die letzte Emission Reichenauer Münzen in Radolfzell erfolgte unter Abt Martin von Weißenburg in den Jahren 1500 und 1501.

Text und Bild: Stadtmuseum Radolfzell